Carrosserie- und Fahrzeugbau

René Tschamper: Kurzer Rückblick auf seine Karriere

 

Interview: Kathrin Mayerhofer

René Tschamper hat beinahe die gesamte berufliche Laufbahn bei der André Koch AG in Urdorf (ZH) verbracht. Der geborene Basler darf auf 35 Jahre «im Dienste der André Koch AG» zurückblicken.

 

Von 1974 bis 1977 hast du in der Grosspeter-Garage Basel Auto- und Wagenlackierer gelernt. 11 Jahre später hattest du dann am 1.06.1988 deinen Eintritt bei der André Koch AG, das heisst du bist mit genau 30 Lebensjahren bei der André Koch gestartet. An was erinnerst du dich noch gut?

René: Stimmt genau. Ich bin aber dazumal am André Koch Standort in Stadt Basel, in der Mühlhauerstrasse, als Farbmischer gestartet. Natürlich war dies verbunden mit zusätzlichen Aufgaben. Man hat das Lager bewirtschaftet, die Aufträge gerüstet und die Stadtkundschaft beliefert. Pünktlich um 09:00 Uhr stand der Chauffeur parat, um alles auszuliefern. Ein grosser Kunde war «die» Carrosserie in der Stadt Basel, nämlich die Carrosserie Wenger. Für diesen Kunden haben wir auf täglichen Anruf morgens und am Nachmittag nochmals, bis zu 20 verschiedene Farben pro Tag gemischt.

 

Wann bist du dann nach Zürich gekommen?

René: Nach zwei Jahren ergab sich dann die Möglichkeit eine neue Herausforderung anzunehmen. Der damalige Schulungsleiter bei der André Koch in Urdorf, Daniel Obodzinski, hat mir angeboten, ihn bei den Kursen zu unterstützen. So bin ich dann in die «Technik» gerutscht und seitdem durchgehend auch als Kursleiter im Einsatz gewesen.

 

Was waren denn die «krassesten» Entwicklungen, auf die du in den 35 Jahren in deinem Beruf als Anwendungstechniker in der Autolackreparaturbranche zurückblickst? Was hat sich am meisten verändert?

René: Da hat sich über all die Jahre einiges verändert. Wenn man denkt: Ja, ja -Lack ist Lack und Füller ist Füller, dem ist nicht so. Die Technologien hinter dem Lack haben sich extrem verändert. Früher gab es hauptsächlich 1-Komponenten Systeme, das war technisch anspruchsvoll, hoher Lösemittelanteil sehr geringer Festkörper, lange Trockenzeiten. Dann kamen die 2-Komponenten Systeme, die dann auch qualitativ viel besser waren. Man erreichte mit diesen Produkten zum Beispiel eine viel bessere Durchhärtung. Und auch beim Thema Geschwindigkeit geht’s heute ja darum immer schneller zu werden. Das gab es vor dreissig Jahren natürlich so noch gar nicht. Das Zweite, was sich auch sehr gewandelt hat, sind die Farbtöne. Mit der Zeit kam da so viel Neues dazu, wie die Pearl-Effekte, Mattlackierungen usw. Das hat das ganze Spektrum schon noch sehr ausgeweitet. Auch war es ein grösseres Thema vom Nass-Schleifen auf das Trocken-Schleifen überzugehen. Das hat bei einigen Kunden doch einiges an Überzeugungskraft gekostet, sie für dieses Verfahren zu begeistern.

 

Wow, das sind rechte Entwicklungen, die du da miterlebt hast. Ich frage mich gerade, was du in all den Jahren durchweg so am «liebsten» gemacht hast. Worauf hast du dich immer am meisten gefreut in deinem Job?

René: Das kann ich ganz klar sagen: Eindeutig Neueinrichtungen. Der Grund ist einfach, wenn du beim Kunden etwas neu einrichtest, ist er genauso motiviert und freut sich über die neuen Produkte. Die ganze Atmosphäre ist einfach auf «Neustart» gesetzt, alles vor Ort ist für die neuen Geräte und Produkte bereit. Der Kunde freut sich und ist gespannt auf die neue Mischanlage, den neuen PC, die neuen Dosen und Gerätschaften. Er hat positive Erwartungen auf alles, was kommt und in so einem Umfeld zu arbeiten war immer schön.

 

Wie viele Kunden hast du, geschätzt, in deinen 35 Jahren bei der André Koch umgestellt ?

René: (lacht)

 

Okay, wie viele waren es pro Jahr ungefähr?

René: (lacht wieder) Das kann ich jetzt nicht genau sagen, aber es waren schon einige.

 

Wenn du zurückdenkst, was waren so eher die Schattenseiten, oder eher unangenehme Seiten deines Jobs ?

René: 98% von den Kunden und Kundinnen, mit denen ich zu tun hatte, waren echt toll. Sehr konstruktiv und nett. Manchmal gab es natürlich auch Ausnahmen von der Regel, aber das ist absolut normal. Was oft Herausforderungen bedeuteten, waren problematische Speziallackierungen, zu denen wir gerufen wurden. Oft ging dem Problem schon ein ganzer Prozess voran. Da fängt man besten gleich ganz von vorne an. Spezialitäten bei Farben mit Mattlackierungen und zusätzlicher Struktur sind natürlich auch immer wieder grössere oder kleinere Herausforderungen.

 

Gerne komme ich nochmals auf die Kurse zurück, du hast sie zu Beginn angesprochen. Was hast du da alles erlebt ?

René: Das stimmt, die habe ich immer sehr gerne gemacht. Es machte mir immer grosse Freude Wissen weiterzugeben. Die kommen eigentlich noch vor den Neueinrichtungen. Natürlich ganz am Anfang war ich noch etwas nervös , als ich vor die Kursteilnehmer getreten bin. Mit der Zeit hat sich das aber gut gelegt und ich bin in die Thematik richtig reingewachsen.

 

Hast du bei den Kursen auch eine Veränderung mit der Zeit feststellen können?

René: Wir hatten ja verschiedenste Kurse, von Kursen für Versicherungsexperten, Lackierer aus Carrosseriebetrieben, Schüler von Berufsschulen, Lernende oder Interne. Der Kursaufbau war darum auch immer unterschiedlich und das machte meinen Job auch so unglaublich abwechslungsreich. Da verging die Zeit, die 35 Jahre, wie im Fluge, weil eben die Abwechslung so gross war.

 

Wie siehst du es mit dem Berufs-Nachwuchs? Gibt es da Unterschiede zu früher?

René: Es kommen viele Talente nach, definitiv. Auch immer mehr junge Damen. Sie machen sich auch sehr gut im Job. Generell wird der Nachwuchs auch dringend gebraucht. Den grössten Unterschied, den ich über die Zeit bemerkt habe, ist, dass es in den Kurs-Pausen eher «Handyparty», als zwischenmenschlichen Austausch gibt. So sind halt die Zeiten verschieden.

 


Nun ist es bald so weit und in wenigen Tagen musst du nicht mehr aufstehen und zur Arbeit kommen. Wie fühlt sich das für dich an und was hast du für Pläne?

René: Ja momentan stecke ich halt in der Übergangsphase und die ist nicht immer angenehm. Es ist ein bisschen wie zwischen den Welten. Aber das darf ja sein. Viele Leute fragen mich auch immer «Freust du dich?» Ich freue mich natürlich riesig, klar, auch einmal mehr Zeit für mich zu haben. Mein Leben zu entschleunigen und auch nicht mehr auf der Autobahn im Stau zu stehen. Ich freue mich auch auf meine geplante Reise. Das heisst, wenn ich dann am letzten Tag hier rauslaufe, werde ich mich erst mal ein paar Wochen erholen und mich dann auf meine Reise machen.

 

Wohin geht deine Reise?

René: Die Reise geht nach Istanbul, mit dem Velo, also e-Bike. Eigentlich wollte ich das ja gar nicht allen erzählen, denn da komme ich ja fast in einen Zwang (lacht). Noch bin ich nicht dort, bin aber guter Dinge, dass ich das Schaffen werde und im Herbst dann wieder zurück in der Schweiz bin.

 

Wow, Hut ab, grossen Respekt vor deinem ehrgeizigen Vorhaben! Wir drücken ganz fest die Daumen, dass alles klappt! Uns geht es ähnlich wie dir, wir können es auch kaum fassen, dass du bald nicht mehr da sein wirst. Du wirst uns allen sehr fehlen!

René: Das ist so, auch für mich. Vorhin habe ich nur das lachende Auge erzählt, also auf was ich mich alles freue. Natürlich gibt es auch noch das weinende Auge. Mir wird der Kundenkontakt sehr fehlen. Über die Jahre sind die Kunden ja mehr zu Kollegen oder gar Freunde von mir geworden. Das Team der André Koch wird mir auch sehr fehlen, das ist wirklich einzigartig. Nicht nur das Techniker-Team, sondern alle Teams. Ich bin immer mit Anstand und Respekt behandelt worden und spürte auch stets grosse Wertschätzung. Dafür möchte ich mich herzlich bei der gesamten André Koch AG bedanken. Der Zusammenhalt untereinander und der gemeinsame Spass werden mir sehr fehlen. Da lasse ich sehr viel Schönes zurück. Beim Abschied könnte ich darüber also dann schon die eine oder andere Träne vergiessen.

 

Uns wird es gleich ergehen, René! Danke dir vielmals für deinen treuen Einsatz für die André Koch und wir wünschen dir für deine Zukunft von Herzen alles Gute!

René: Danke und euch allen auch!

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