Carrosserie- und Fahrzeugbau

Super-Job: Tessiner Firma verleiht Helikoptern «Flügel»

 

Von Heinz Schneider (Text) und Marco Flückiger (Fotos)

Es ist schon ein paar Jahre her: Damals führte Marco Flückiger Wartungsarbeiten an einem achtplätzigen Agusta 109 durch, ein privat eingesetzter Helikopter eines Kunden. Das gab dem Eigentümer der «Carrozzeria Moderna SA» in Locarno (TI) daraufhin die Gelegenheit, einige Flüge mitzumachen und den Besitzer zum Beispiel an die Rennstrecke in Fiorano ins «Ferrari-Land» Maranello zu begleiten. Aus dieser Verbindung wuchsen verschiedene Reinigungs- und Lackwartungsarbeiten – und später sogar eigentliche Lackierarbeiten.

 

Die professionelle Art, wie diese Aufträge von der «Carrozzeria Moderna SA» erledigt worden waren, machten dann allmählich die Runde in der Branche. Und erreichten schon bald die örtliche Luftwaffenbasis, die einen Kostenvoranschlag für eine komplette Neulackierung für einen ihrer Helikopter wünschte. Marco Flückiger offerierte – und erhielt den Auftrag, womit er sich auch gleich noch ein neues Geschäftsfeld eröffnet hatte. Denn mittlerweile sind nicht nur zehn Hubschrauber von Privatpersonen und Unternehmungen aus der Region in der «Moderna» für Neulackierungen «gelandet», sondern auch Flugzeuge von Unternehmungen aus der ganzen Welt. Als kompetente und sehr grosse Hilfe beweisen sich dabei stets die Kinder von Marco Flückiger – Tiffany und Robin, beide gelernte Carrosserielackierer und Berufsfachleute mit Leib und Seele. Während Tiffany als Spezialistin fürs Dekor-Styling gilt, hat sich Robin seinen Namen nicht zuletzt dank seiner sehr präzisen und genauen Vorbereitungsarbeiten gemacht.

 

«Das Lackieren von Helikoptern unterscheidet sich im Grunde nicht viel von den Arbeiten an einem Personenwagen, abgesehen von den administrativen und technischen Aspekten, die eine sorgfältige und kontinuierliche Überprüfung der verwendeten Produkte erfordern», sagt Marco Flückiger. Will heissen: Jeder Arbeitsschritt muss von seinen Angestellten detailliert dokumentiert werden, und einmal pro Jahr erscheint im Betrieb eine externe Person, die sich alles haargenau ansieht. Bei dieser Kontrolle, die mit einem Audit endet, kommen sowohl die Eignung der «Moderna» als ausführender Dienstleister als auch die Materialien und Zertifizierungen der verwendeten Produkte auf den Prüfstand.

 

Bis ein Helikopter vor dem Lackierer steht und repariert werden kann, sind allerdings in vielen Fällen aufwändige Vorarbeiten nötig. Zum Beispiel braucht es öfters ein spezielles Transportfahrzeug mit niedrigem Boden, da ein Helikopter locker einiges höher sein kann als vier Meter. «Es ist sogar schon vorgekommen, dass wir ein Fluggerät auf einem Fussballplatz abgeholt und ihn von dort mit unserem Abschleppwagen in die Werkstatt geholt haben, weil es nicht anders ging», lacht Marco Flückiger.

 

Natürlich verlangen diese Spezialarbeiten nach gewissen baulichen Anpassungen in der «Moderna SA». «Ein nächster Schritt ist der Einbau einer zwölf Meter langen Kabine mit entsprechender Höhe, um problemlos an den Helikoptern arbeiten zu können», sagt Marco Flückiger. Doch damit nicht genug: Auch der Kauf eines Sandstrahlsystems ist geplant, um mit synthetischem Granulat die alten Farbschichten komplett abzutragen. Denn wie in der Formel 1, zählt auch in der Luftfahrt jedes Gramm. Ist der Helikopter wegen des aufgetragenen Lacks schwerer geworden, verliert er an Tragfähigkeit und verbraucht so auch mehr Kerosin. Und das will mit Bestimmtheit kein einziger Helibesitzer oder Pilot.

 

 

 

Neuste Artikel: Carrosserie- und Fahrzeugbau

  • 1
  • 2
Prev Next