Carrosserie- und Fahrzeugbau

Stossfänger mit Rückgrat: Die Kunst, Kunststoff zu retten

 

Von Dennis Schneider (Text und Fotos)

Wenn sich sieben Mitarbeitende aus verschiedenen Carrosseriebetrieben auf den Weg nach Winterthur machen, geht es nicht um Wellness oder Sightseeing. Sondern um Löcher, Risse und – man höre und staune – das Überleben von Kunststoffteilen.

 

So geschah das kürzlich, nachdem «Certified First» zur Weiterbildung an die «Schweizerische Technische Fachschule Winterthur» (STFW) geladen hatte. Klar, dass «carwing» ebenfalls vor Ort war, schliesslich will niemand den Moment verpassen, in dem aus einem kaputten Stossfänger ein gerettetes Kunstwerk wird.

 

Kursleiter Luciano Poppi weiss, worauf es ankommt: Weniger Power Point, mehr Praxis. Das heisst: Zehn Prozent Theorie, neunzig Prozent schwitzen am Material. Poppi verfolgt ein einfaches Ziel: Schäden reparieren, nicht austauschen. Risse verschweissen, Löcher verkleben, Umwelt und Budgets schonen – ganz im Geist einer Branche, die langsam begreift, dass Wegwerfen längst teurer ist als Reparieren. Je nach Schadenslage entscheidet Poppi: Hier schweissen, dort kleben. Und weil jeder Betrieb seine eigenen Baustellen hat, passt er die Inhalte flexibel an. Wo drückt der Schuh? Wo reisst der Kunststoff? Hier wird nicht doziert, hier wird repariert.

 

Dass Kunststoffreparaturen heute mehr sind als nette Zusatzqualifikation, zeigt die Realität im Carrosserie-Alltag: Auftraggeber verlangen zunehmend nach Reparatur statt Ersatz, aus schlichter Notwendigkeit. Kosten runter, CO₂-Bilanz rauf – ein Trend, dem niemand entkommt, auch wenn das Neuteil noch so verlockend funkelt. Wer heute nicht schweissen und kleben kann, steht morgen auf der Ersatzbank.

 

«Certified First» positioniert sich als Netzwerk für Carrosseriebetriebe, die ihre Marktchancen durch gemeinsames Auftreten stärken wollen. Die Plattform richtet sich an Unternehmen, die Effizienz und Qualität in der Fahrzeugreparatur betonen und sich so im Wettbewerb besser behaupten möchten. Versicherungen, Leasingfirmen und Flottenmanager finden dort Partner, die Fahrzeugschäden professionell, effizient und kosteneffektiv instandsetzen. Fahrzeugbesitzer können darauf vertrauen, dass Reparaturen fachgerecht und nach hohen Standards ausgeführt werden.

 

Zurück in Winterthur. Hier geht es nicht um grosse Reden oder glänzende Broschüren. Hier zählen saubere Schweissnähte, haltbare Klebungen und die Erkenntnis: Kunststoffreparatur ist kein Hexenwerk, aber wer es beherrscht, hat morgen einen entscheidenden Vorteil. Oder, anders gesagt: Wer heute noch glaubt, Löcher könne man nicht stopfen, wird morgen vom Markt gestopft.

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