Von Heinz Schneider (Text) und Irene Schneider (Fotos)
Ein Hauch von feinem Nebel liegt über dem Neuenburgersee, als sich die «Repanet Suisse»-Gemeinde kürzlich zur ersten Etappe ihres diesjährigen Jahrestreffens versammelt. Statt wie gewohnt alle in einem Saal zu begrüssen, verteilt «Axalta – André Koch» den Anlass heuer auf gleich vier Regionen: Bern, Ostschweiz, Tessin und die Westschweiz. Letztere hatte die Ehre des Auftakts – und «carwing» sass natürlich mit im Boot. Oder besser: In Gals, bei der «Carrosserie du Pont de Thielle».
Dort führen nämlich Gastgeber Claude Clémence (55) und seine Frau Julie durch den Vormittag. Die beiden haben den Betrieb 2005 übernommen, seither mit acht Mitarbeitenden gestärkt und sich einen Ruf erarbeitet, der vom Alltagsblech bis hin zum Oldtimer glänzt. Dass der Chef privat ebenso gern schwitzt – sei es beim Wandern, im Fitnessstudio, beim Velo- oder Skifahren – passt zum Bild des unermüdlichen Carrosseriespenglers, der einst in der «Garage du Canal» in Courrendlin (JU) die ersten Bleche klopfte und später als Werkstattchef in La Chaux-de-Fonds Verantwortung trug.
Vor Ort erwartet die rund 90 Gäste ein Programm, das es in sich hat. Zwei Mitarbeitende von «Axalta – André Koch» demonstrieren, wie die «Finish Station» und die Polierprodukte von «Visomax Coating» für Eleganz im Oberflächenfinish sorgen. Seit 2004 tüftelt das Unternehmen aus Deutschland an Lösungen für Beschichtungsprozesse und Baugruppen, die wirtschaftlich, flexibel und praxisnah sind. Besonders eindrücklich: Die kabellosen Geräte der «Cordless Series 2.0», die beim Schleifen oder Polieren so leicht über lackierte wie unlackierte Oberflächen tanzen, als wäre das Handwerk eine Art Ballett.
Auch «PDR Ribo» bringt Technik ins Spiel – mit der «Keco GPR»-Methode, ein System, das Dellen lieber klebt als schweisst. Nachhaltig, sauber, schneller und eben ganz ohne Funkenflug. Dass «PDR Ribo» als erstes Schweizer Carrosseriebau-Unternehmen komplett auf Schweissen verzichtet, darf man ruhig als kleine Revolution verbuchen.
Zum Mittagessen zieht die Karawane weiter ins Hotel Beaulac, wo nicht nur gegessen, sondern auch gelacht wurde. Denn die Vorträge dort haben mit dem üblichen Fachchinesisch so wenig gemein wie ein Fiat 500 mit einem Sattelschlepper. Joachim Rolle von «MiNT» etwa bringt Marketingthemen mit so viel Schwung und Witz, dass manch einer fast vergisst, dass es um Logos, Corporate Identity und Website-Programmierung geht. Auch «Aspaara» mit Pascalle Leeuwerink zeigt, wie digitale Werkstatt-Planung heute aussieht: intelligent, KI-gestützt und so präzise wie ein Schweizer Uhrwerk.
Julien Micheli wiederum nimmt die Gäste mit in die Welt von «auto-i-dat». Seit 1990 sammelt das Unternehmen Fahrzeugdaten, die bis ins Jahr 1980 zurückreichen – inzwischen für 28 000 Kunden in 18 Ländern. Ein Schatz an Informationen, von Personenwagen bis Motorräder. Und dann sind da noch Carlos Oliveira und Alexandre Zeballos, die mit «Autorims» für glänzende Auftritte sorgen. Sie kümmern sich in Saint-Légier-La Chiésaz um Felgen aller Zustände, sei es für Reparatur, Renovierung oder Restaurierung. Ein Geschäftsfeld, das manchem schon die Tränen der Erleichterung in die Augen getrieben haben dürfte, wenn die Trottoir-Begrenzung mal wieder stärker war als das Augenmass.
Den Schlusspunkt setzt Daniel Fuchs von «Axalta – André Koch» – ohne Manuskript, dafür mit viel Humor und in französischer Sprache. Mit «Glass Rep» stellt er ein neues Netzwerk vor, das 2026 mit rund 120 Werkstattpartnern starten soll. Die Idee: Weg vom reflexhaften Ersetzen, hin zum Reparieren von Scheiben. Eine Logik, die nicht nur Versicherungen freuen dürfte, sondern auch Werkstätten neue Chancen eröffnet – wirtschaftlich, nachhaltig, kundenfreundlich und kostengünstig.
Zum Ausklang traf man sich in der Panorama-Lounge-Bar «Waves» auf dem Dach des Beaulac. Mit Blick über den See, einem Glas in der Hand und einer Menge Gesprächsstoff im Gepäck. Man darf also gespannt sein, wie die drei noch folgenden Etappen des «Repanet Suisse Jahrestreffens» nachlegen werden. Sicher ist: Die Latte liegt hoch.