Von Heinz Schneider (Text) und Irene Schneider (Fotos)
Wer glaubt, Jahresworkshops in der Carrosseriebranche seien trockene Sitzungen mit Flipchart und Filterkaffee, der hat wohl noch nie an einem Anlass von «Repanet Suisse» und Helvetia teilgenommen. Diesmal traf sich die illustre Runde in der Romandie – genauer gesagt in Grolley, dort, wo die Brüder Winiger seit über 20 Jahren Bleche glätten, Lacke zaubern und Teslas ebenso selbstverständlich reparieren wie alte Bentleys.
Nach Tessin und Deutschschweiz war dies der dritte regionale Jahresworkshop, den Helvetia für die Mitglieder von «Repanet Suisse» durchführte. Das Netzwerk, 2014 von der André Koch AG ins Leben gerufen, zählt mittlerweile 240 Partnerbetriebe in der ganzen Schweiz – zertifiziert vom Swiss Safety Center und gespickt mit Fachwissen, das glänzt wie frisch polierter Klarlack.
Gastgeber Winiger Frères Sàrl bot die ideale Kulisse: ein Carrosseriebetrieb, in dem Leidenschaft auf Präzision trifft. Fabrice und Richard Winiger führen ihn mit sichtbarer Begeisterung und einem Auge für jedes Detail – egal ob Ferrari oder Fiat Panda. Besonders stolz ist man auf die Expertise in Mattlackierungen, jener Lackkunst, die so unbarmherzig ist, dass sie jeden Fingerabdruck verrät. Wer das beherrscht, darf sich mit Fug und Recht Meister nennen.
Rund 30 Repanet-Mitglieder und Gäste waren angereist – nicht, um sich berieseln zu lassen, sondern um mitzumachen. In drei Workshop-Gruppen ging es ins Detail: Fachkräftemangel, Aus- und Weiterbildung, betriebliche Innovationen. Keine Klagegesänge, sondern konkrete Ideen – wer kann was tun, um junge Leute für den Beruf zu begeistern? Und wo lassen sich Abläufe im Alltag verbessern, damit der Betrieb rund läuft wie ein frisch ausgewuchtetes Winterrad?
Helvetia war mit drei Fachleuten vertreten: Miguel Baia, Yvan Rappo und Pierre-Marie Providoli. Letzterer übernahm die Begrüssung, stellte das neue Netzwerkmitglied «Carrosserie Putallaz SA» aus Reverolle vor und führte durch die Themen. Diese waren wohlbekannt, aber keineswegs ausgeschöpft: Hagelschäden, Beschwerdemanagement und Prozessabläufe. Dabei wurde nicht nur genickt, sondern diskutiert – intensiv, konstruktiv und mit jener Prise Westschweizer Charme, die selbst heikle Punkte elegant umrahmt.
Ein besonderes Augenmerk lag auf dem Thema Kommunikation: Abweichungen in der Scanner-Expertise etwa sollen künftig frühzeitig mit den Helvetia-Experten besprochen werden – das erspart späteren Ärger. Gleiches gilt für Vorschäden, die fotografisch dokumentiert werden müssen, um Missverständnisse zu vermeiden. Es sind diese Details, die im hektischen Reparaturalltag den Unterschied machen – zwischen reibungslosem Ablauf und nachträglicher Diskussion.
Für zusätzlichen Glanz im Workshop sorgte der Besuch von Sebastian Wyder, neuer «Managing Director Switzerland» von «Axalta – André Koch» und Enzo Santarsieros Nachfolger. Mit sichtlicher Freude stellte er sich den Carrossiers aus der Westschweiz vor – ein sympathischer Auftritt, der zeigte, dass gute Beziehungen nicht nur zwischen Lackschichten, sondern auch zwischen Menschen gepflegt werden wollen.
Zum Abschluss präsentierte Philippe Maeder (Gesamtverantwortlicher Axalta Suisse Westschweiz) das Schulungsprogramm 2026. Dazu kam ein technisches Schmankerl: das neue Axalta-Lacksystem «FCLE» (Fast Cure Low Energy). Es verspricht hervorragende Lackqualität bei deutlich reduziertem Energieverbrauch – eine Innovation, die sowohl Umwelt als auch Portemonnaie schont. Und ganz nebenbei: In Basel-Land zahlt man laut Maeder die höchsten Strompreise der Schweiz, in Luzern die tiefsten. Ein Detail, das im Publikum für einiges Schmunzeln sorgte – schliesslich lackiert man auch in der Westschweiz lieber effizient als teuer.
So endete der Jahresworkshop in Grolley nicht nur mit neuen Erkenntnissen, sondern auch mit dem Gefühl, gemeinsam an etwas zu feilen – an Ideen, Prozessen, Beziehungen. Ganz wie in einer guten Carrosserie: Man verlässt den Ort nicht glänzender, aber besser justiert.