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Paolo Benedetti: So tickt der neue Chef von Südo / Jasa

 

Interview und Fotos: Heinz Schneider

Die «Südo AG / Jasa AG» aus Spreitenbach (AG) ist Spezialistin in den Bereichen Beleuchtung, Elektromaterial, Werkstatt- und Fahrzeugbedarf, Carrosserie- und Lackiertechnik, Verbrauchsmaterial und Betriebshygiene. Seit Mai 2024 ist Paolo Benedetti Geschäftsführer – ein Profi mit Kernkompetenzen in der strategischen und operativen Entwicklung, im Vertriebs- und Finanzmanagement sowie Controlling und Reporting. Wir haben den 56-Jährigen zum Interview gebeten.

 

Herr Benedetti, Sie sind seit Mai 2024 Geschäftsführer der «Jasa AG / Südo AG». Wie sind Sie zu dieser Stelle gekommen?
Paolo Benedetti: Ich kenne die Südo schon lange, ich hab das Unternehmen im Jahr 2007 für meinen damaligen Arbeitgeber als Key Account Kunde akquiriert. Nachdem Samir Moursy, mein Vorgänger hier als Geschäftsführer, sich mit dem Gedanken auseinandergesetzt hat, etwas Eigenes aufzubauen, hat er sich an mich erinnert – und als sein Nachfolger vorgeschlagen. Den ersten Kontakt hatten wir im Januar 2024, und nach drei Gesprächen waren wir uns dann einig – im Beisein des Eigentümers Robert Krimmer.

 

Was war Ihr Beweggrund für den Wechsel?
Paolo Benedetti: Ich wünschte mir mehr berufliche und private Flexibilität. Ich war lange auf internationaler Bühne in Konzernstrukturen tätig, in den letzten vier Jahren bei einer schwedischen Firma. Solche Unternehmungen sind wie ein Tanker, sie bewegen sich langsam und bedächtig. Beim letzten Arbeitgeber war es zum Beispiel bei der Anstellung eines neuen Mitarbeitenden nötig, dass sechs Kadermitglieder das entsprechende Dokument unterschreiben. Aber, um es klipp und klar zu sagen: Ich habe in 15 Jahren sehr viel dazugelernt, das wäre wohl an anderen Orten nicht möglich gewesen.

 

Benennen wir doch den vorherigen Arbeitgeber: Er heisst «Waeco Germany WSE GmbH», ein Spezialist in der Klimawartungs- und Recycling-Technik.
Paolo Benedetti: Die Firma gehört heute zum schwedischen Konzern «Dometic», die weltweite Nummer 1 im Caravan- und Marine-Bereich. «Waeco» war ursprünglich auch die Nummer 2 im Caravan-Bereich, und wurde 2007 von «Dometic» aufgekauft. Sie hatte aber noch eine Sparte, die Werkstattausrüstungen, Klima-Recyclingstationen und Kältemittel verkauft hat – etwas, was eigentlich nicht dem regulären Produkteportfolio von «Dometic» entsprach. Das hat man nach Jahren gemerkt und eine separate «Legel Entity» gegründet, so quasi als Firma in der Firma. Bei dieser war ich die letzten vier als internationaler Verkaufsleiter für Zentraleuropa tätig.

 

Sie trugen früher auch in familiengeführten Unternehmungen Verantwortung, hatten also viele Vergleichsmöglichkeiten.
Paolo Benedetti: Das stimmt, aus diesen Erfahrungen wuchs deshalb der Wunsch, irgendwann wieder einmal einem schweizerischen beziehungsweise lokal tätigen Unternehmen anzugehören. Meine Ohren waren für einen beruflichen Neuanfang offen.

 

Auch deshalb, weil Ihnen die vielen Reisen bei «Waeco» verleidet oder zu aufwändig geworden sind?
Paolo Benedetti: Ich war in meinem Berufsleben in der Tat viel unterwegs, in zahlreichen Ländern. Das hat mir auch Spass gemacht. Aber es passte nicht mehr zu meinem Lebenskonzept.

 

Wie meinen Sie das?
Paolo Benedetti: Ich habe einige neue Verpflichtungen angenommen. Zum Beispiel betreue ich meine betagten Eltern, helfe Ihnen, die täglichen Anstrengungen zu meistern. Das heisst, ich manage alle ihre administrativen Belange, koordiniere Arztbesuche und bringe sie auch dorthin. Ich gehe täglich vorbei, und an manchen Wochenenden hole ich sie jeweils ab für einen Besuch bei uns zuhause.

 

Zurück zur «Südo AG / Jasa AG». Wie lautet Ihr Fazit nach knapp einem Jahr?
Paolo Benedetti: Ich habe im Vorfeld einiges abgewägt und mir viele Gedanken gemacht. Ich wollte, dass alles richtig kommt – auch deshalb, weil ich in der komfortablen Situation gewesen bin, beim Anstellungsort aus der einen oder anderen Option auswählen zu können. Aber der Entscheid war absolut richtig, ich habe ihn noch keine Sekunde bereut. Ich fühle mich sehr wohl, komme jeden Tag sehr gerne zur Arbeit und freue mich darauf.

 

Weil Sie, um es salopp auszudrücken, jetzt der Macher mit eigenen Entscheidungen sind?
Paolo Benedetti: Das Verhältnis mit den Eigentümern ist sehr gut. Sie lassen mir Raum, ich kann tatsächlich Vieles selber entscheiden. Ausser natürlich die strategischen Angelegenheiten, die besprechen wir zusammen. Aber wir funktionieren sehr ähnlich, da finden wir den Konsens jeweils rasch.

 

Haben Sie alles so vorgefunden, wie Sie es sich vorgestellt haben?
Paolo Benedetti: Vieles hat dem entsprochen, wie wir es diskutiert haben. Aber es gab auch ein paar Aha-Erlebnisse, zum Teil von der Modernisierung, zum Teil von der Technologie und zum Teil von der Denkweise auf den verschiedenen Stufen her. Da hats etwas Nachholbedarf in Richtung Flexibilität gegeben. Aber das soll keine Kritik sein gegenüber dem vorherigen Management, da hat ja sehr viel gestimmt, auch die Zahlen. Aber jeder Chef führt anders. Ich komme aus einer modernen Berufswelt – und habe schon nach wenigen Tagen gespürt, dass die Mitarbeitenden gerne mitmachen, Vieles verändern möchten. Sie haben zum Beispiel das Telefonieren über «Teams» entdeckt, kommunizieren jetzt vielfach nur noch auf diese Art. Und sie haben grossen Spass daran. Es weht ein neuer Wind.

 

Was war das Dringendste, was sie gleich nach Amtsantritt erledigt haben wollten?
Paolo Benedetti: Dass Unruhe herrschte, wäre das falsche Wort. Aber wir hatten im Team keine einfache Situation. Es war wichtig, das Ganze zu stabilisieren. Ich denke, es gab in der Vergangenheit zu wenig Kommunikation, die Eigentümer waren zu fest im Hintergrund. Dann kam die Übergabe vom Vater zum Sohn – und er bringt sich nun viel stärker ein, trägt enorm zur Stabilität bei. Gleichzeitig galt es, das Team neu zu positionieren. Einerseits mussten wir zwei Langzeitkranke ersetzen, ein Mitarbeiter wurde pensioniert, und zwei haben die Firma verlassen. Aber wir haben das alles sehr gut hingekriegt, und erst noch zwei neue Mitarbeiter eingestellt.

 

Schon länger steht im Raum, die beiden Firmen «Südo AG» und «Jasa AG» zur «Südo Jasa AG» zusammenzuschliessen. Wie sieht es da aus?
Paolo Benedetti: Das haben wir vorangetrieben, ab Juli sind die beiden Firmen eine Einheit. Was viele Prozesse vereinfacht. Zum Beispiel gibt es nur noch eine Buchhaltung, und ein identisches Markenlogo, auf dessen Optik ich etwas Einfluss nehmen konnte.

 

In wenigen Tagen «drucken» wir Teil 2 des Interviews mit Paolo Benedetti ab. Darin äussert er sich über die von ihm in Gang gebrachten Veränderungen im Lieferantennetz, sein Verhältnis zur Carrosseriebranche und seinen Lebensstil.

 

Steckbrief
Paolo Benedetti wuchs zusammen mit zwei älteren Schwestern in Wallisellen (ZH) auf, wohnt jedoch seit 1994 im benachbarten Opfikon. Er ist seit 23 Jahren mit einer Spanierin verheiratet. Gemeinsam haben sie eine Tochter (19) und einen Sohn (22.) In seiner freien Zeit treibt der Doppelbürger (Italien, Schweiz) viel Sport – und liest sehr oft, vorzugsweise Fachzeitschriften und Krimis per E-Book. Im TV interessieren ihn Nachrichten, Tier-Dokus und Infosendungen. Seine Eltern besitzen ein Haus in Norditalien, in dem er öfters nach dem Rechten sieht und Pflegearbeiten erledigt.

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