Die Schweizer reden gerne über Staus. Kein Small Talk ohne stehenden Verkehr, kein Politpodium ohne den Verweis auf überfüllte Strassen. Nun liefert der Mobilitätsmonitor 2025 die amtliche Bestätigung: Neun von zehn Stimmberechtigten interessieren sich für Verkehrsfragen – ein Rekord. Und was drückt am meisten? Nicht CO₂, nicht Feinstaub, sondern schlicht: zu viele Autos auf zu wenig Asphalt.
57 Prozent nennen überlastete Strassen als Hauptproblem, weit vor dem gestressten ÖV. Die Lösung? Laut Befragten ist sie ebenso banal wie teuer: mehr Strassen, mehr Schienen, mehr Angebot. Wer gehofft hatte, dass die Schweiz plötzlich aufs Fahrrad umschwenkt, sieht sich getäuscht. Das Auto bleibt Eckpfeiler – sechs von zehn Befragten halten es im Alltag für unverzichtbar. «Um abgelegene Orte zu erreichen, gibt es schlicht keine Alternative», lautet der nüchterne Tenor.
Interessant wird es beim Blick in die Zukunft. Elektromobilität wird nicht abgelehnt, im Gegenteil: 60 Prozent wollen beim nächsten Kauf zumindest teilweise elektrisch fahren, ein Viertel sogar voll elektrisch. Doch die Begeisterung endet an der Steckdose. Angst vor Reichweitenverlust, fehlende Ladepunkte und das diffuse Unbehagen über Batterierohstoffe bremsen die Euphorie. «Die Menschen wollen Lösungen, keine ideologischen Debatten», sagt Thomas Rücker von auto-schweiz.
Dass Umweltfragen eine Rolle spielen, streitet niemand ab – über 70 Prozent verbinden das Auto mit Klimathemen. Gleichzeitig steht fest: Mobilität darf nicht teurer werden. Zwei Drittel empfinden die heutigen Kosten bereits als Belastung. Der Reflex ist klar: zusätzliche Steuern? Nein danke. «Angesichts des Kostendeckungsgrads von fast 160 Prozent ist neuen Abgaben eine klare Absage zu erteilen», betont Peter Grünenfelder, Präsident von auto-schweiz.
Am Ende zeigt sich ein Spannungsfeld: Die Bevölkerung wünscht sich weniger Staus, ein besser ausgebautes ÖV-Netz, gute Erreichbarkeit in allen Regionen und umweltfreundlichere Antriebe – gleichzeitig soll Mobilität aber bezahlbar bleiben. Für die Verkehrspolitik bedeutet das eine anspruchsvolle Aufgabe: unterschiedliche Erwartungen zusammenzubringen, ohne neue Belastungen zu schaffen.