Von Dennis Schneider (Text)

Die Nachricht platzt ins politische Tagesgeschäft wie ein unerwarteter Rabatt: Die Schweiz und die USA einigen sich auf tiefere Importzölle, und plötzlich tut jeder so, als hätte man den Freihandel neu erfunden. Wirklich? Oder nur ein bisschen diplomatisches Theater, das nach Erfolg riechen soll? Während Bern sich selbst auf die Schulter klopft, reibt sich die Automobilbranche verwundert die Augen – denn mit der Einigung rückt ein anderes Fossil ins grelle Licht: die Automobilsteuer, dieser vierprozentige Zoll im Sonntagsanzug.

Die Absichtserklärung beider Länder wirkt auf den ersten Blick harmlos, fast freundlich. Man senkt Zölle, baut nichttarifäre Hürden ab, sorgt für «Erleichterungen». Doch jeder weiss, was das bedeutet: Wenn US-Autos künftig leichter in die Schweiz rollen, steht die Frage im Raum, warum andere Hersteller weiter den alten Tribut zahlen sollen. auto-schweiz spricht es aus, was in Bern niemand laut sagen mag. Präsident Peter Grünenfelder bringt es mit chirurgischer Trockenheit auf den Punkt: «Wenn der Bundesrat mit den USA über Einfuhrerleichterungen für US-Autos verhandelt, sollte auch die veraltete Automobilsteuer fallen, und dies für alle Herkunftsländer.» Ernsthaft: Eine Abgabe, die längst wie ein Museumsstück wirkt, hält sich tapfer im Gesetzbuch, als sei sie sakrosankt.

Während die Politik noch über Paragrafen nachdenkt, erinnert die Branche daran, dass es um mehr geht als Symbolik. Die Automobilsteuer belastet Konsumenten und Importeure gleichermassen, ein Zopf, der längst bis zum Boden schleift. Ihre Abschaffung wäre kein revolutionärer Akt, sondern lediglich das Eingeständnis, dass Mobilität im Jahr 2025 anders funktioniert als in den 1970ern.

Doch die Einigung hat noch eine zweite Schicht. Das Weisse Haus liefert ein «Factsheet», das von der vereinfachten Übernahme amerikanischer Sicherheitsstandards spricht. Klingt praktisch, fast nach technischer Diplomatie. Aber auch hier lauert die Asymmetrie. auto-schweiz-Direktor Thomas Rücker bleibt nüchtern: «Damit es zu keinen Wettbewerbsverzerrungen kommt, müssen die gleichen Standards für alle gelten – für US-amerikanische wie für europäische und asiatische Automobilhersteller.» Ein Satz wie ein kalter Waschlappen – nötig, aber ungemütlich.

So wandert der Ball zurück nach Bern. Mutiger Schritt oder erneutes Verwalten des Status quo? Die Bühne steht, die Scheinwerfer brennen. Es wäre fast poetisch, wenn ausgerechnet ein Zollstreit mit den USA den letzten Vorhang für die Automobilsteuer fallen lässt. Oder bleibt sie doch, wie so viele Schweizer Traditionen, einfach stehen – aus Gewohnheit?

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