Am Anfang steht die simple Frage: Kann ein E-Auto ziehen, oder ist das bloss ein schöner Gedanke für Prospekte? Der TCS nimmt fünf Modelle – BMW, Audi, Tesla, Volvo und Maxus – und schickt sie mit fast maximaler Anhängelast auf eine 198-Kilometer-Tour vom Testzentrum in Ittigen nach Villeneuve und zurück. Eine Strecke, die mit Steigungen, Autobahnabschnitten und diesem typisch schweizerischen Wechsel zwischen Postkartenidylle und Verkehrswirklichkeit genug Stoff liefert, um jedes Antriebskonzept zu entlarven. Die E-Autos ziehen los, als wollten sie beweisen, dass Zugkraft nicht zwingend nach Diesel riechen muss.
Während die Anhänger hinter ihnen schaukeln, steigt der Verbrauch – drastisch, aber nicht dramatischer als bei Verbrennern. Im Schnitt verdoppelt er sich, genauer: plus 103,4 Prozent. Das klingt brutal, ist aber gewissermassen erwartbar. Der Tesla Model Y treibt es auf die Spitze, sein Verbrauch schnellt um 147 Prozent hoch. Ein Ingenieur kommentiert lapidar: «Der Wagen ist im Normalbetrieb einfach extrem effizient. Mit Anhänger holt ihn die Physik ein.» Die Reichweite halbiert sich im Schnitt, was nüchtern betrachtet logisch ist, aber im Alltag eben heisst: häufiger anhalten, früher planen, weniger improvisieren.
Zur Einordnung lässt der TCS einen VW Caddy mit Diesel antreten. Der zieht tapfer, verbraucht aber ebenfalls deutlich mehr – plus 74,5 Prozent, Reichweite minus 43 Prozent. Allerdings schleppt der Patrouillen-Caddy seine eigene Sondereinrichtung mit, was ihn als Vergleichspartner nur bedingt tauglich macht. Ein TCS-Mitarbeiter sagt dazu: «Repräsentativ ist das nicht, aber es zeigt, dass der Anhängerbetrieb grundsätzlich jeden Antrieb frisst.»
Interessant wird es an den Steigungen. Dort spielt der Elektromotor seinen Vorteil aus: sofortiges Drehmoment, keine Gedenksekunde, kein Herunterschalten, keine Nervensäge im Heck. Die E-Autos ziehen gleichmässig weiter, als hätten sie nur mildes Zusatzgepäck im Schlepptau. Das gefällt sogar eingefleischten Diesel-Fahrern, die sonst gern von «echter Zugkraft» sprechen. Einer der Tester formuliert es so: «Am Berg fühlt es sich fast wie Beschummeln an.»
Bleibt das Problem des Ladens. Mit Anhänger rückwärts an eine Säule? Theoretisch möglich, praktisch ein kleiner Slalom des Grauens. Viele Stationen lassen sich nur vor- oder rückwärts anfahren, was den Fahrern ein unbeabsichtigtes Rangiertraining beschert. Eine Ausnahme bietet die App «eTrucker», die Ladepunkte für E-Lastwagen listet – also Plätze, die man ohne Abkoppeln anfahren kann. Ein Detail, das im Alltag plötzlich entscheidend wird, wenn der Urlaub beginnt und die Geduld endet.
Am Ende zeigt der TCS-Test ein Bild ohne Pathos: E-Autos können ziehen – solide, kraftvoll, manchmal überraschend souverän. Sie verlieren Reichweite, sie schlucken mehr Energie, doch die Verbrenner tun es genauso. Entscheidend ist weniger die Technik als die Bereitschaft, sich auf neue Routinen einzulassen. Wer das tut, merkt schnell: Der Anhänger ist nicht das Problem. Nur die eigenen Gewohnheiten.