Der Traum vom eigenen Klassiker beginnt oft mit glänzenden Bildern: Chrom im Sonnenlicht, makelloser Lack, eine Fahrgestellnummer, die Vertrauen weckt. Doch wer hier kaufte, bekam kein Auto, sondern eine Lektion in Dreistigkeit. Zwei Brüder aus North Carolina verwandelten die Sehnsucht nach dem Oldtimer in eine Fata Morgana – und Millionen Dollar in eigenes Kapital.
In Raleigh klickt die Handschelle bei Valentin Virlizanu. Die Liste der Vorwürfe liest sich wie ein Handbuch des organisierten Betrugs: Geldwäsche, Verschwörung, Erschleichung von Eigentum, dazu die Nutzung staatlicher Computer für seine Täuschungen. Sein Bruder Vasile bleibt verschwunden, die Behörden fahnden weiter. Drei Millionen Dollar Schaden – offiziell bestätigt vom North Carolina State Bureau of Investigation. Inoffiziell? Die Zahl wirkt eher wie ein erster Zwischenstand.
Das Prinzip ist schlicht und perfide. Die Brüder reisen durch die USA, besuchen seriöse Händler, fotografieren deren Fahrzeuge bis ins Detail, inklusive VIN. Dann erscheinen die Autos plötzlich online – auf Facebook Marketplace, unter klingenden Namen wie «Specialty Vehicles of Tulsa» oder «Bonucci Auto of Arizona». Für den ahnungslosen Käufer wirkt das seriös, fast schon vertrauenswürdig. Eine Familie aus North Carolina wittert kein Risiko, überweist, und bleibt auf dem Nichts sitzen. Aus diesem einen Fall wächst eine Kaskade von Anzeigen und Ermittlungen.
Die Opfer sitzen oft hunderte Kilometer entfernt. Sie sehen Fotos, sie lesen Zahlen, sie glauben an das Geschäft. Summen im sechsstelligen Bereich wechseln den Besitzer – und verschwinden im digitalen Nebel. Danach herrscht Stille. Kein Wagen, keine Rückmeldung, kein Geld zurück. Ein Muster, das sich dutzendfach wiederholt, bis die Summe von drei Millionen Dollar erreicht ist.
Doch die Geschichte endet nicht dort. Das FBI untersucht aktuell einen ähnlichen Fall im Nordosten der USA. Die Spur führt vielleicht zu denselben Brüdern, vielleicht nur zu Nachahmern. Sollte sich ein Zusammenhang bestätigen, läge der Schaden plötzlich bei über 15 Millionen Dollar. Alte Autos als perfekter Köder für neue Betrugsmodelle – und ein Traum, der immer öfter mit einer kalten Realität kollidiert.
Wirklich? Ein Klassiker für den Preis eines Hauses, gesichert per Online-Anzeige und schneller Überweisung? Am Ende bleibt die Erkenntnis: Die glänzenden Bilder sind billig, die Illusion teuer.