Oldtimer

Ein Fisch namens Manta: Die Legende von Opel wird 50

 

An einem Samstagmorgen im Jahr 1969 bestieg Opel-Chefdesigner George Gallion ein Flugzeug mit Ziel Paris. Der US-Stylist in Opel-Diensten hatte sich mit dem Team eines französischen Superstars verabredet, dem des Meeresforschers Jacques Cousteau. «Wir hatten uns für den Namen Manta entschieden. Tiernamen passten damals zum Zeitgeist.»

 

Tatsächlich waren in den USA der Ford Mustang und die Corvette Stingray erfolgreich. Ein solches Ponycar auf europäische Art war ja auch der Manta. Doch Opel hatte nur noch zehn Tage Zeit, ein Emblem zu gestalten. Eine geeignete Vorlage war nicht zu finden. Also startete Gallion die Paris-Mission, sichtete in der französischen Hauptstadt das Bildmaterial Cousteaus. Stundenlang. Bis endlich eine Einstellung zu sehen war, in der ein gigantischer Teufelsrochen von unten gegen den hellen Himmel gefilmt war. Das war es. Der Manta hatte seine Identität gefunden und bekam fortan ein verchromtes Emblem an die vorderen Kotflügel geschraubt.

 

Das Coupé mit dem Teufelsrochen-Emblem feiert im September 1970 Premiere. Die Vorstellung findet artgerecht an der Ostsee am Timmendorfer Strand statt. Für Opel ist der Manta Neuland. «Das Auto, das wir Ihnen heute präsentieren, stempelt kein anderes Modell zum alten Eisen, sondern gesellt sich zu unserem bisherigen Programm als wirkungsvolle Ergänzung und zur Deckung eines neu entstandenen Bedarfs», heisst es im Pressetext von damals.

 

Das Auto ist neu, chic und entspricht dem Zeitgeist. Attraktive, familientaugliche Coupés liegen im Trend. Individualismus ist gefragt, die formal eigenständige Manta-Linie kommt diesem Wunsch entgegen. Schon im ersten vollen Verkaufsjahr 1971 setzt Opel 56 200 Einheiten allein in Deutschland ab. Insgesamt entstehen 498 553 Exemplare. Bodengruppe, Fahrwerk und Motoren teilt sich der Manta mit dem Schwestermodell Ascona. Ein neuer Vertreter der aktuellen Generation ist der Vierzylinder (1,6 Liter) mit 68 PS – in der S-Ausführung sind es 80 PS. Der leistungsstärkste ist schliesslich der S-Vierzylinder (1,9 Liter) mit 90 PS, bekannt aus dem Rekord.

 

Den Einstieg in die Baureihe markiert ab 1972 die 1,2-Literversion mit 60 PS. Im November des gleichen Jahres ergänzt mit der Berlinetta eine luxuriös ausgestattete Variante das Programm. Sportlenkrad, heizbare Heckscheibe, Halogen-Scheinwerfer, elektrische Scheibenwaschanlage und Vinyldach gehören beim Berlinetta zum Serienumfang. Zahlreiche Sondermodelle ergänzen das Portfolio in der fünfjährigen Bauzeit.

 

1974 erscheint das Topmodell GT/E, dessen Einspritzmotor (1,9 Liter) mit L-Jetronic von Bosch 105 PS leistet. Im Stil der Zeit verzichtet der GT/E auf Chromschmuck und setzt auf mattschwarzen Zierrat. Im April 1975, kurz vor dem Debüt des Manta B, erscheint das letzte Sondermodell: Der «Black Magic» basiert auf dem GT/E, ist ganz in schwarz lackiert und trägt rot-orange Zierstreifen auf den Flanken.

 

1975 debütiert mit dem «B» der nächste Teufelsrochen gleich in zwei Varianten – das Coupé mit Stufenheck und das 1978 neu vorgestellte Combi-Coupé CC mit Fliessheck und Heckklappe. Seine Popularität sichert dem «B» eine Sonderrolle in der über 120-jährigen Opel-Geschichte. Kein anderes Modell bleibt länger unverändert am Markt als der «B» – im Herbst 1975 präsentiert, rollt die zweite Generation bis 1988 insgesamt 557 940 Mal vom Band. Wie schon bei den Vorgängern teilen sich das Coupé und die Mittelklasse-Limousine Ascona die technische Basis – bestehend aus Bodengruppe, Fahrwerk und Antrieb. Das Angebot an Vierzylindern umfasst beim «B» über die gesamte Produktionsdauer hinweg 14 Versionen mit Hubräumen zwischen 1,2 und 2,4 Liter, die Leistungsspanne liegt zwischen 55 und 144 PS.

 

Immer neue Modelle und Motorisierungen ergänzen und erweitern die Baureihe. Eng verbunden mit dem Manta B sind bekannte Ausstattungs-Kürzel wie SR, Berlinetta, GT, GT/J oder GT/E. 1979 ersetzen neu entwickelte OHC-Motoren (Overhead Camshaft = obenliegende Nockenwellle) Teile der alten Triebwerke mit seitlicher Nockenwelle. Das Topmodell GT/E entwickelt 105 PS sowie 110 PS mit dem grösseren Zweilitermotor und wird 1984 in GSi umbenannt.

 

Der stärkste und seltenste Vertreter der B-Baureihe ist der 1981 in Genf vorgestellte «400», dessen Bezeichnung sich aus der für die Homologation für die Renntourenwagen der Gruppe 4 notwendigen Anzahl von 400 Exemplaren ableitet. Er verfügt über einen DOHC-Vierzylinder (Double Overhead Camshaft = zwei obenliegende Nockenwellen) mit 2,4 Liter Hubraum, Vierventiltechnik und 144 PS. Mit einem «400» gewinnen Guy Colsoul und Alain Lopes 1984 bei der Rallye Paris-Dakar die Wertung der nicht-allradgetriebenen Fahrzeuge und erreichen den 4. Platz im Gesamtklassement hinter drei Autos mit Allradantrieb.

 

Die letzten beiden erhältlichen Versionen des Manta B sind das Topmodell GSi und der bei Tuner Irmscher in kleinen Stückzahlen gefertigte GSi Exclusiv. Insgesamt sind von Manta A und B über eine Million Exemplare verkauft worden.

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