Oldtimer

Kompetent: Der Oldie-Doktor aus dem Berner Oberland

 

Von Heinz Schneider (Text) und Irene Schneider (Fotos)

In Wilderswil, ein Ort nahe Interlaken mit weniger als 3000 Einwohnern, werden in der «Off-Road Garage Carrosserie AG» Klassiker wie Jeep und Co. «geheilt». Und zwar an Motor, Chassis und am Blech. Wir haben das «Spital» besucht – und eine Allround-Werkstatt vorgefunden, deren Eigentümer Albert Jossi nie einem Verband angehören oder eine Markenvertretung hat übernehmen wollen. Dafür punkten er und sein Team mit vielen guten Ideen und Geschäftsmodellen, dürfen obendrein auf die jahrzehntelange Treue der Kundschaft zählen – dank «Top-Büez».

 

Gegründet am 1. August 1988, ist der auf Oldtimer- und Offroad-Reparaturen spezialisierte Betrieb seit 2011 am Wilderswiler Mittelweg in einem damals neu errichteten Gebäude zu Hause. Und dort, im oberen Hausteil, wohnt nicht nur Firmeninhaber Albert Jossi mit seiner Familie, sondern es gibt im Erdgeschoss auch noch ein Bistro, das Ehefrau Regula leitet. Eine tolle Geschäftsidee – bevor der Kunde seinen reparierten Wagen in Empfang nimmt, gönnt er sich einen feinen Zmorgen mit allem Drum und Dran.

 

Die grösste Überraschung wartet allerdings im Sous-Terrain – eine 850 Quadratmeter grosse Einstellhalle, in der die automobilen Schätze des Firmeninhabers eine Art Dornröschenschlaf halten. Konkret sind das etwa 70 Klassiker, von Alpine, Corvette C4 von 1988, Chevrolet Pickup und Datsun 240 Z über zahlreiche Nissan-Z-Modelle bis hin zum Suzuki SJ 410. «Meine Altersvorsorge», wie Albert Jossi sagt. Hinzu kommen zahlreiche Motoren, Achsen und Getriebe von älteren Chevrolet- und Jeep-Modellen.

 

Begonnen hat das alles mit einem Jeep CJ-7, den Albert Jossi in den Achtziger Jahren gekauft, repariert und aufgemotzt hat. Damit nahm das Geschäft seinen Anfang, denn aus der Jeep-Liebhaberei (der gebürtige Grindelwalder fährt privat einen komplett neu aufgebauten CJ-7 V8 von 1978) entstand die neue Selbständigkeit. So werden in der «Off-Road Garage Carrosserie AG» Klassiker repariert, restauriert und lackiert – oftmals auch unter Mithilfe von Tochter Sabrina, Carrosserie-Lackiererin im dritten Lehrjahr. Und wie ihr Vater von Autos fasziniert. Diese Leidenschaft geht soweit, dass die beiden in ihrer Freizeit «ein Vater-Tochter-Projekt» auf die Räder gestellt haben, wie Albert Jossi das nicht ohne Stolz nennt. Dabei handelt es sich um einen VW Käfer 1303 von 1973, mit Weber-Doppelvergaser, Schalensitzen, Überrollbügeln und nachgebauten Porsche-Fuchsfelgen. Der Umbau nahm 18 Monate in Anspruch. Nicht ganz so lange wird es dauern, bis der rote 1963er Bührer-Traktor im neuen grünen Kleid erstrahlen wird, der etwas verloren neben der Garageneinfahrt steht. Ob er zu verkaufen ist? «Eher nein», sagt Albert Jossi. Genau so wenig wie einer der Hasen – momentan sind es 23 –, die der Garagist in seiner kargen Freizeit züchtet.

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