Oldtimer

Aus Leidenschaft zu Oldtimern: Mit 18 zum eigenen Betrieb

 

Text: Martin Bernard

«Die Erhaltung eines Erbes». Dieses Ziel hat sich die Garage «Auto-Moto Nostalgie» in Les Ponts-de-Martel im Kanton Neuenburg auf die Fahnen geschrieben. Eigentümer des 2019 gegründeten Unternehmens ist der heute 21 Jahre junge Lucas Jeanneret, eine Frohnatur. Denn in seinem Betrieb kann er die Leidenschaft für Oldtimer ausleben, und zusammen mit seinem langjährigen Weggefährten Leandro Santos, seines Zeichens Carrosseriespengler und Lackierer, auch sämtliche Carrosseriearbeiten anbieten. Hinzu kommt die gesamte Leistungspalette einer modernen Garage – wie Pannendienst, Reparatur, Wartung sowie Kauf und Verkauf jeglicher Motorfahrzeuge.

 

Lucas Jeanneret interessiert sich für Oldtimer, seit er denken kann. Schon mit 14 Jahren stellt er zusammen mit Leandro Santos eine Reparaturwerkstatt für Mofas auf die Beine. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten. Parallel dazu erwirbt er sein erstes Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) als Carrosseriespengler und betreibt verschiedene Aktivitäten im Zusammenhang mit Oldtimern. «Es macht mir Spass, alte Autos zu neuem Leben zu erwecken. Wenn diese seit Jahren herumstehen, scheue ich keine Mühen, um sie wieder zum Laufen zu bringen und verkehrstüchtig zu machen», sagt er.

 

Der Jungunternehmer wird seit den Anfängen von seinem Vater Phillipe unterstützt. Der ausgebildete Mathematiker, der auf eine Karriere als Amateur-Rallyefahrer zurückblickt, war Ende der Siebziger Jahre unter anderem bei der Rallye Monte Carlo, den 24 Stunden von Le Mans und dem 1000-km-Rennen von Dijon am Start. Den Sohn bestärkt er seit jeher in seiner Leidenschaft. «Lucas hat die natürliche Gabe, alten Autos zu neuem Glanz zu verhelfen. Es liegt ihm gewissermassen im Blut», macht er deutlich.

 

2019 hilft Philippe Jeanneret seinem Sohn, den ersten Schritt zu machen, und kauft eine 1962 erbaute Garage im Dorfzentrum. «Ziel war es, ihm das nötige Rüstzeug für seine Laufbahn zu geben.» So steht ihm der Papa bei seinen ersten Gehversuchen als Chef und bis zum Abschluss seiner zweiten Ausbildung als Mechatroniker zur Seite. 2021 wird eine zweite Garage am Stadtrand übernommen. Deren Besitzer ist Jacques Haldimann, der im neuen Betrieb als Mechaniker und Lehrmeister von Lucas eingestellt wird.

 

Sich als so junger Mensch in das Abenteuer einer eigenen Garage zu stürzen, verlangt Mut. Hinzu kommt, dass der Beruf des selbstständigen Garagisten beileibe kein Zuckerschlecken ist. «Es ist nicht immer einfach. Die finanzielle Marge ist gering, und die anfängliche Investition in die Ausstattung ist gewaltig. Ebenso braucht man viel Platz. Und das kostet Geld, so wie der Strom, dessen Verbrauch hoch ist», sagt der 21-Jährige.

 

Da Elektroautos auf dem Vormarsch sind, sorgen sich viele selbstständige Garagisten um die Zukunft ihres Arbeitsplatzes. Da ist Lucas Jeanneret keine Ausnahme, auch wenn er das künftige Los seines Betriebs optimistisch beurteilt. «Carrosseriearbeiten werden immer benötigt, und für Oldtimer finden sich immer Liebhaber und Sammler.»

 

Doch auch dieses Metier entwickelt sich weiter. So kommt es, dass angehende Garagisten in der Schule kaum noch lernen, wie man einen Vergaser oder Unterbrecher einstellt. Im Unterricht dreht sich inzwischen alles um Elektronik, Oszilloskope oder Signale. Sein Oldtimer-Wissen hat sich Lucas Jeanneret übrigens selbst angeeignet. Zudem war er zwei Jahre lang in der Garage Schürch in Chézard-Saint-Martin tätig, die sich ebenfalls auf die Restaurierung alter Fahrzeuge spezialisiert hat.

 

Der junge Garagist beobachtet die Entwicklung des Marktes aktuell mit recht sorgenvoller Miene. «Das Auto wird zu einem Gebrauchsgegenstand, der beim geringsten Problem einfach ausgetauscht wird. Ich finde das bedauerlich.» Dabei hofft er, dass Elektroantriebe nicht die Automobilnorm der Zukunft sein werden. Nach seiner Auffassung ist ein solcher Übergang mit zahlreichen Problemen in Zusammenhang mit dem Stromverbrauch und den Ladenetzen verbunden. «Das gilt insbesondere, wenn man bedenkt, dass Kern- und Kohlekraftwerke stillgelegt werden sollen.»

 

Auf die Ziele für die nächsten Jahre angesprochen, gibt sich Jeanneret bescheiden. Er räumt ein, nicht viel darüber nachzudenken und eher jeden Tag zu geniessen. «Mit den grossen Automobilmarken kann ich nicht viel anfangen. Ich möchte mit einem eingespielten und motivierten Team zusammenarbeiten, und das Unternehmen überschaubar halten. Oldtimer flottkriegen und zufriedene Kunden haben – das ist für mich das Wichtigste.»

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