Automobil

Neuer Van: Im Dacia Jogger zu viert nach Spanien – Folge 2

 

Von Heinz Schneider (Text und Fotos)

Wie in Teil 1 dieses Berichtes geschildert, haben wir die erste Etappe unserer knapp 1700 Kilometer langen und rund 18 Stunden dauernden Ferienreise nach Jàvea an die Costa Blanca gleich hinter der französisch-spanischen Grenze beendet. Und zwar im Hotel Ronda in Figueres, Geburtsstadt und Sterbeort von Salvador Dalí (1904 bis 1989). Der Marschhalt war ein richtiger Entscheid: Wir nehmen die Weiterreise am zweiten Tag ausgeschlafen, geduscht und nach einem kräfteaufbauenden Morgenessen entspannt auf. Allerdings bin ich Ihnen noch ein paar Infos von der Fahrt durch Frankreich schuldig.

 

Jedem von der Radarhölle Schweiz geschädigten Automobilisten – alleine auf der Autobahn zwischen Lausanne und Genf kassiert alle fünf Kilometer ein Blechpolizist ab – fallen natürlich auch sofort die vielen Blitzer (im Interesse der Sicherheit!) auf der französischen A7 hinter Genf nach Orange auf. Dafür ist die Strecke über lange Distanzen dreispurig – und sauber. Auch auf den Rastplätzen. Das war vor dreissig Jahren noch ganz anders.

 

Den zweiten Marschhalt – nach dem Ärgernis auf der Raststätte Bavois rund 60 Kilometer vor Genf (siehe Teil 1) – gönnen wir uns an der Rhône in Loriol-sur-Drôme. Die Kleinstadt liegt rund 20 Kilometer nördlich der Stadt Montélimar, die für ihre Krokodilfarm bekannt ist und wo die Alliierten im August 1944 heftige Kämpfe mit Tausenden von Toten gegen Hitlers Armee ausgetragen haben. Der Halt bietet gleichzeitig die zweite Chance, sich nach Bavois ernsthaft mit dem Benzinverbrauch unseres Ferienautos auseinander zu setzen.

 

Das Resultat ist akzeptabel. Gemäss Dacia fliessen im Schnitt 5,9 Liter Benzin durch die Vergaser des Einliter-Turbomotors – ein Wert, den wir allerdings niemals erreicht haben. Wir sind mit vollem Tank – etwa 50 Liter – rund 600 Kilometer weit gekommen. Macht gemäss Bordcomputer 8,33 Liter pro hundert Kilometer. Allerdings zu 98 Prozent auf der Autobahn und mit Geschwindigkeiten von 120 bis 130 Stundenkilometern. Und obendrein voll beladen sowie mit einer sperrigen Box auf dem Wagendach, was aus der Erfahrung heraus 0,3 bis 0,5 Liter Mehrverbrauch bedeutet.

 

Die Pause in Loriol-sur-Drôme gestaltet sich angenehm und erholsam. Und bietet deshalb auch noch genügend Zeit, die Optik des Joggers etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Von vorne betrachtet ist er dem kleineren Sandero wie aus dem Gesicht geschnitten, am typischen Kombiheck fallen die Rückleuchten in Y-Form auf, was die Dacia-Designer mittlerweile zum Standard erklärt haben. Eine Reminiszenz an die SUVs – was der Jogger allerdings in keiner Weise ist – dürfte die auf Abenteuer-Krawall gebürstete grosse Bodenfreiheit (20 cm) sein. Und selbstverständlich die Kunststoff-Beplankungen zum Beispiel an den Radhäusern, oder der vorne und hinten verbaute Unterfahrschutz im Alu-Look. Na ja, kann man machen, muss aber nicht.

 

Das Ankommen auf spanischem Boden beschert zwei Überraschungen. Zuerst die schlechte: Der ehemals wunderschön gestaltete Grenzübertritt mit den vielen Büschen, Sträuchern, Bäumen und dem saftigen Rasen ist Vergangenheit, musste einer nüchternen Durchfahrt mit miesem Ambiente Platz machen. Die gute: Auf der A9 Richtung Barcelona ist die ehemals sehr teure Autobahn-Maut verschwunden, sie wurde Ende letzten Jahres definitiv von der Regierung gekänzelt. Olé, das spart viel Geld, und vor der Zahlstelle das lange Warten in der Autokolonne. Dafür gibts, im Gegensatz zu früher, fast so viele Radarkästen wie in der Schweiz. Aber die spanischen Behörden scheinen – im Gegensatz zu unseren – ein Herz für Autotouristen und die eigenen Landsleute zu haben. Denn hier werden die Autofahrer mit einem Schild am rechten Autobahnrand auf den nächsten Blechpolizisten aufmerksam gemacht, von denen jeder in der Nacht auch noch von Leuchtstreifen enttarnt wird. Damit klingt der Satz «im Interesse der Sicherheit» glaubwürdiger als in unserem Land.

 

Derart beflügelt, spulen wir easy Kilometer um Kilometer ab. Und ich komme zum Schluss, dass Dacia seinem Neuling in der Tat den wohl passendsten Namen gegeben hat, der möglich war. Denn der Van rennt nicht, er joggt. Und zwar recht gemütlich, weder aufgeregt noch hektisch. Bei Tempo 120 mit ungefähr 2500 Touren, was eine entspannte Atmosphäre garantiert. Okay, ein paar Windgeräusche sind im Wageninnern zu hören, da hilft es, etwas an der Lautstärke der Soundanlage zu drehen. Und in Gedanken das Meer vor sich zu sehen, welches wir nach vielen Jahren bald wieder geniessen dürfen. Doch davon mehr in der kommenden Woche.

 

Lesen Sie bald in Folge 3: Im Dacia Jogger entdecken wir Jávea neu!

 

Dacia Jogger TCe 110 Comfort, 7 Sitze
Preis ab 20 090 Fr.
Zylinder / Hubraum 3 / 999 ccm
Leistung 110 PS ab 5000 U/min
Drehmoment 200 Nm bei 2900 U/min
Antrieb Front, 6-Gang, manuell
0 – 100 / Spitze 11,2 Sek, 183 km/h
Verbrauch (Werk) 5,9 l /100 km
Energieklasse B CO2 134 g/km
Länge / Breite / Höhe 4,55 / 1,78 / 1,67 m
Kofferraum 160 bis 2085 Liter
Anhängelast 1200 Kilo

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