Carrosserie- und Fahrzeugbau

Serie: Hobbies und Leidenschaften der Carrossiers

 

Erfinden, musizieren, reisen, malen, fischen, fliegen, kochen, sammeln – viele Fachleute aus der Carrosserie-, Lackier- und Automobilbranche haben die tollsten Hobbies, die man sich vorstellen kann. Wir haben uns etwas umgehört – und einiges über diese Personen und ihre Steckenpferde in Erfahrung gebracht. Wer welchem Freizeitvergnügen frönt, lesen Sie in der Serie «Hobbies und Leidenschaften der Carrossiers», die wir in loser Folge «abdrucken».

 

Heute: Daniel Kehl (63), «Töfflibueb», üK-Leiter STFW, Winterthur (ZH)

Von Heinz Schneider

Nein, mit Wyatt (gespielt von Peter Fonda) und Billy (Dennis Hopper) aus dem Klassiker «Easy Rider», dem Ende der 60er-Jahre erschienenen Road-Movie», hat Daniel Kehl nicht viel gemeinsam. Zwar liebt er ebenfalls die Freiheit auf zwei Rädern, sein Ding sind dann aber doch weniger die schweren Harley-Maschinen, sondern die kultigen «Motor-Fahrräder», wie sie damals im Amtsdeutsch hiessen.

 

Blenden wir zurück. Es ist das Jahr 1975, und Daniel Kehl 14 Jahre jung. Und wie die meisten Jugendlichen seines Alters begeisterter Töffli-Fan und Eigentümer. Doch er hat noch ein zweites Hobby: die Musik, seine Band. Mit 16 beschliesst er deshalb, seinen Pubertätsbeschleuniger, wie er die Mofas nennt, zu verkaufen. Und sich mit dem Erlös ein Schlagzeug zuzulegen.

 

Knapp vierzig Jahre später holt ihn die Töffli-Leidenschaft jedoch wieder ein. Und zwar an einer Geburtstagsfeier. Dort erzählt nämlich jemand die spannende Geschichte über seine Töffliausfahrt von Bichelsee (TG) nach Stein am Rhein (SH). Daniel Kehl ist begeistert. Und wird aktiv: Umgehend fasst er den Entschluss, ins Lager der Töfflibesitzer zurückzukehren und zuhause die verschiedenen Online-Auktionsplattformen zu konsultieren.

 

Schnell wird er fündig, und das erste Mofa des Typs Caravelle 502 steht in seiner Garage. Vorerst zu gewissen «Restaurationsarbeiten» – denn der Motor muss umgebaut werden, und die Automatik einer Handschaltung weichen. Auf Caravelle 2 folgte kurze Zeit später Caravelle 3 – damit war das Sammlerfieber definitiv ausgebrochen. Und logischerweise die Werkstattarbeit, denn die motorisierten Errungenschaften sind teilweise in sehr schlechtem Zustand, müssen aufwändig restauriert werden.

 

Da kommt dem Sammler sein Beruf zugute: Er ist gelernter Fahrzeugschlosser, unterrichtet als üK-Leiter Lernende seiner Berufsgruppe an der «Schweizerischen Technischen Fachschule Winterthur» (STFW). Zudem erteilt er angehenden Carrosseriespenglern Grundkurse in Fahrzeugtechnik. Da weiss man natürlich nicht nur, wie man ein Werkzeug richtig in die Hand nimmt, sondern auch, was es braucht, um ein nicht mehr lieferbares Ersatzteil selber von Hand anzufertigen. Was in seinem Fall auch als Investition betrachtet werden darf: Ein Mofa von einer bekannten Marke und in gutem Zustand ist heute schnell mal zwischen 3000 bis 5000 Franken wert.

 

Was aber macht im Weiteren ebenfalls noch den Reiz dieses Hobbys aus? «Das gesellige Beisammensein mit den Töfflikollegen, und natürlich die Ausfahrten in die Natur. Wer wie ich schon mal das Red-Bull-Treffen im Tessin mitgemacht hat, der weiss, was ich meine», sagt der 63-Jährige. «Da fahren immer 2000 Töffli-Besitzer mit, und man lernt garantiert neue Freunde kennen.» Weitere Rundreisen, an denen der ük-Leiter teilnimmt, sind der rund 190 Kilometer lange «Vorarlberger Moped Ride» oder der «Ötztaler Moped Marathon» (240 km). Öfters mit von der Partie ist die «Gang» des Thurgauers – die «Töffli Fründe» aus Winterthur. Gemeinsam wird dann schon mal zu einer Sechspass-Tagestour aufgebrochen, um «Entspannung pur sowie ein Gaudi sondergleichen zu erleben».

 

Übrigens: Gattin Michèle teilt die Begeisterung für die Zweiräder. Vor wenigen Jahrzehnten mit einem roten Puch Maxi unterwegs, erhielt sie von ihrem Dani zum 50. Geburtstag ein identisches Modell geschenkt. Und sie besitzt einen Solex. Da kommt es dann schon öfters vor, dass die beiden ihren Bus reisefertig machen, ihre Solex-Modelle aufladen und – wie das letzte Mal – zu einer «Leuchtturm-Schau» nach Schottland aufbrechen. Wenn das kein tolles Freizeitvergnügen ist.

 

Haben Sie auch ein besonderes Hobby?
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Das sind die letzten 5 Folgen

M. Kronenberg u. Raphael Amrein, Carrossiers

Dylan Ottet, Carrossier

Stefan Graf, Sporttaucher

Marco-Flückiger, Harley-Fan

Gerd Winkler, Musiker

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