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Neue Personenwagen: Der Markt fährt auf dem Pannenstreifen

 

auto schweiz PW 2020 7

Die negativen Auswirkungen von Corona sind am Schweizer Neuwagenmarkt und im Fürstentum Liechtenstein weiterhin spürbar. Mit 22 641 Immatrikulationen kamen im Monat Juli 2877 weniger Neuwagen (11,3 %) auf die Strasse als im Vergleichsmonat des Jahres 2019. Mit 125 842 Inverkehrssetzungen seit Jahresbeginn fehlen nun 56 812 Autos auf 2019, das kumulierte Minus von Januar bis Ende Juli 2020 beträgt 31,1 Prozent. Zwar werden die monatlichen Rückgänge langsam geringer, doch ob und wie viel von diesem Rückstand im restlichen Verlauf des Jahres noch aufgeholt werden kann, ist derzeit fraglich.

 

Der Juli ist der siebte Kalendermonat in Folge, der mit einem zweistelligen prozentualen Marktrückgang im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat abgeschlossen wurde. Zwar ist seit Beginn der Coronakrise eine Stabilisierung der Nachfrage am Markt erkennbar, doch auf deutlich tieferem Niveau als in den Vorjahren. Ob unter diesen Vorzeichen selbst die vorsichtige Marktprognose von auto-schweiz von 240 000 neuen Personenwagen bis Jahresende noch erreicht werden kann, erscheint momentan sehr fraglich. Die Kaufzurückhaltung angesichts wirtschaftlicher Ungewissheiten und erneut steigender Infektionszahlen könnte der Erholung einen Strich durch die Rechnung machen.


«Die gesamte Schweizer Automobilbranche – vom Zulieferbetrieb bis zum Markenhändler – ächzt unter den Auswirkungen der Coronakrise», fasst auto-schweiz-Mediensprecher Christoph Wolnik zusammen. «Der Marktrückgang von fast einem Drittel sorgt allerorten für massive Umsatzeinbrüche. Schon jetzt sind viele Arbeitsplätze durch die Krise in Gefahr geraten.» Die Branche verlange aber keine speziellen, finanziellen Unterstützungen beim Wiederhochlauf, die über die Corona-Massnahmen des Bundes hinausgingen, obwohl sie mit zehntausenden Arbeitsplätzen rund zehn Prozent zum Schweizer Bruttoinlandprodukt beitrage.


«Nicht akzeptabel sind aber zusätzliche Belastungen, die sich aus höheren CO2-Sanktionen für das laufende Jahr ergeben», so Christoph Wolnik weiter. Durch Pandemie-bedingte Verzögerungen bei Markteinführungen oder die verminderte Zuteilung von E-Modellen müssten viele Importeure ihre ursprünglichen CO2-Ziele fallen lassen. «In zahlreichen Nachbarländern gibt es hohe Prämien für den Kauf neuer Elektrofahrzeuge, hierzulande haben nur wenige Kantone ähnliche Massnahmen eingeführt. Durch die Coronakrise hat sich die Situation verschärft, weil die verfügbaren Stückzahlen durch lange Werksschliessungen reduziert sind.»

 

Man wolle die CO2-Reduktionsziele an sich nicht in Frage stellen, so Christoph Wolnik: «Wir wollen kein Geld, wir brauchen einfach ein Jahr mehr Zeit. Niemand würde es verstehen, wenn die Verwaltung und die Politiker es für normal hielten, dass die Automobilbranche aufgrund des Coronavirus bestraft wird.»

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